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Jahresrückblick 2022: Zurück ins Leben

Aktualisiert: 21. Dez. 2022

Nachdem das Jahr 2021 eines der schwierigsten bislang war, habe ich 2022 wieder zurück ins Leben gefunden, sowohl privat als auch beruflich. Viele viele schöne Dinge sind dieses Jahr passiert, es gab große Meilensteine, ich habe mich neu ausgerichtet, neu positioniert, einen großen Kurs ins Leben gebracht, mir Träume erfüllt, die Seele baumeln lassen, viel gearbeitet und kleine und große Erfolge gefeiert. Dabei hatte ich tolle Menschen an meiner Seite, ohne die ich das so nicht geschafft hätte. Auch wenn ich immer noch mit mir und meiner Gesundheit kämpfe, freue ich mich dennoch über 2022 und auf 2023.

Here you go: mein erster Jahresrückblick 2022! Und hoffentlich wird das eine neue Tradition. Denn das Schreiben tat mir unglaublich gut und bringt dir das erste mal wirklich persönliche Einblicke in mein Leben.



Die Inhalte dieses Blogartikels:


Meine Reise zum Sport oder: Bewegung ist Leben

Wann hält die Welt endlich an? Das liebe Thema Geld

Launch von 3 Online-Blattsing-Kursen

Hinter den Kulissen

Endlich das 1. Konzert an der Uni

Ich habe wieder mit dem Unterrichten angefangen

Mein größter Traum wurde Wirklichkeit

Das erste mal 5 Wochen Urlaub

Mein Flügel

Neue Fotos von Diana

Profi Coaching

Eine Konstante - meine Freunde

Mein 2022 in Zahlen

Weitere Highlights aus 2022 oder: was sonst noch so los war

Was wartet 2023 auf mich?


 

Mein Jahresrückblick 2022


Meine Reise zum Sport oder: Bewegung ist Leben


Ich höre immer mal wieder von Menschen um mich herum, wie selbstbewusst sie mich wahrnehmen. Vor allem im Kontext mit meiner Arbeit. Womit ich mich aber wirklich überhaupt nicht selbstbewusst fühle, ist mein Körper... seit langer Zeit bin ich unzufrieden, beschwere mich über mein Aussehen, aber komme nicht ins Tun.


In 2022 habe ich, nachdem ich schon ein gutes Jahr starke gesundheitliche Probleme hatte dann gedacht: "So gehts nicht weiter. Ich bin zu jung, um so ungesund zu sein, mich so träge zu fühlen, und solche Probleme zu haben. Was würde ich tun, wenn ich stimmlich solche Probleme hätte? Ich würde 1:1 Unterricht oder Coaching nehmen."

Rechts seht ihr die verrückte tolle Daphne, die das Studio your.coach Bonn führt.

Also habe ich mich nach langem Ringen dazu entschieden, einen Personal Coach zu engagieren, um mich meinem Körper wieder näher zu bringen. Bei your.coach.bonn fühlte ich mich sofort gut aufgehoben, das Studio ist hell und hübsch, Daphne und ihr Team kümmern sich wahnsinnig gut um ihre Trainees, fordern heraus, fördern ihre Leute und sorgten dafür, dass ich zu meinem Körper und meiner Kraft zurück fand. Nun trainiere ich dort mit Bene, der Mann an den Ringen. Mal gucken, wann er mich dranhängt...


Aber ich spüre von Woche zu Woche Fortschritt, werde stärker, bin neuerdings für's Getränkekisten schleppen zuhause zuständig und habe dieses Jahr einen meiner krassesten Erfolge bei Bene feiern können: Ich hab 100 kg hochgehoben. Nachdem ich jahrelang dachte, dass ich schwach und schlapp bin... What?!


Die ersten Wochen habe ich vor jeder Trainingseinheit überlegt, ob ich wirklich hinfahre. So groß war mein Schweinehund. Jetzt freue ich mich aufs Training, und merke, wenn mal eins ausfällt, dass es mir wahnsinnig fehlt. So können Dinge sich ändern.



Wann hält die Welt endlich an


Disclaimer: bitte keine Ratschläge, oder Vermutungen, oder ärztliche Hinweise.


Seit Monaten sage ich immer wieder mysteriös "ich habe gesundheitliche Probleme", erzähle aber nie, was genau mit mir los ist, sondern deute nur an. Viele Kolleg*innen haben Sorge, dass ich eine Verletzung an der Stimme habe (Spoiler: meiner Stimme gehts super), andere stellen wilde Vermutungen an.

Seit langer Zeit hab ich nicht mehr als Sängerin auf der Bühne gestanden, und nichts hat mir bislang in meinem Leben so sehr das Herz gebrochen. Wenn ich als Kind mal zwei Wochen nicht singen konnte, weil ich eine Erkältung hatte, war ich schon unerträglich (sorry Mama und Papa). Nun ist mein letztes Konzert gute zwei Jahre her... Eigentlich wollte ich erst darüber sprechen, wenn es mir wieder richtig gut geht, aber heute nehme ich meinen Mut zusammen.


Was ist also los mit mir? (Hier ein Mini Einblick. Die ausführliche Geschichte vielleicht demnächst)


Seit zwei Jahren habe ich mit dem Symptom Schwindel zu kämpfen. Mir ist schwindelig. Jeden Tag, den ganzen Tag, in jeder Position und Lebenslage, 24/7. Beim Laufen, im Sitzen, im Liegen, im Stehen. Immer. Ich habe das Gefühl, ich bin konstant auf einem Schiff. Alles bewegt sich. Ständig. Und ich komme nicht zur Ruhe. In 2021 bin ich deswegen kaum vor die Haustür gegangen, habe für 6 Monate das Unterrichten aufgehört und hatte täglich (!) Panikattacken. Die Sorte, bei der man vor Angst schreit, hyperventiliert, und Todesangst hat. Not funny. (Die haben am 1.1.22 schlagartig aufgehört, waren von einem Tag auf den anderen vorbei.) Ich habe ca. 15 Ärzte gesehen, von denen niemand rausgefunden hat, wo der Schwindel herkommt, und einige sich sogar geweigert haben, mich zu behandeln, mir nur sagten "das reden sie sich wahrscheinlich einfach nur ein." Dieses nicht ernst genommen werden mit einem Symptom, das so beängstigend ist, war keine schöne Erfahrung und hat mein Vertrauen in die Ärzte sehr geschmälert.

(Übrigens hatte ich 2019 auch schon mal Schwindel, allerdings eine ganz andere Art, und da hat sich nach langer Suche herausgestellt, dass ich einen Hörsturz hatte. Auch darüber habe ich bislang nicht öffentlich gesprochen.)

Ich bin auf der Suche nach einer Lösung, und komme ihr immer näher, Vermutungen habe ich schon angestellt, eine davon hält sich wacker. Der Sport hilft ungemein, Daphne und ihr Team haben von Anfang an gesagt "wir werden dir helfen, du bist nicht verrückt und bildest dir nichts ein". Und sie hat Recht behalten: mir geht es immer besser, ich arbeite wieder voll, traue mich vor die Tür, und der Seegang wird etwas ruhiger. Der Schwindel ist weiterhin mein täglicher Begleiter, aber zumindest habe ich nicht mehr das Gefühl, nachts aus dem Bett zu fallen.


"Ach, aber dir gehts doch gut. Du siehst doch ganz normal aus!" - Jaja, die Symptome, die man nicht sehen kann sind aber eben trotzdem da. Und ich bin sehr seeeehr gut darin, "normal" auszusehen, Gute Laune zu haben, fröhlich zu wirken, auch wenn es mir wahnsinnig schlecht geht.


Die letzten zwei Jahre waren eine einzige Strapaze für mich. Ich habe mit mir selbst gekämpft, mit der Welt und meinem Körper. Ich bin immer noch sicher, dass ich das Symptom loswerden kann, und es nicht mehr lange dauern wird. So so viele Menschen glauben an mich, mein Mann, meine Familie und meine Freunde haben mich so sehr aufgefangen, mir den Rücken gestärkt und mich angefeuert, mich festgehalten, damit ich nicht hinfalle (im wörtlichen wie übertragenen Sinne). Viele Kollegen haben schon gesagt: sag bitte Bescheid sobald du wieder in der Öffentlichkeit singst, ich lade dich sofort ein und engagiere dich.

Und ich hab schon angekündigt: sobald ich wieder Boden unter den Füßen habe, kann mich keiner mehr aufhalten. Ich werde singen, und die Weltherrschaft übernehmen. 😂


Ich singe, und übe. Und bin stimmlich so fit wie noch nie. Es ist unglaublich, wie sehr ich meinen Klang mag. So sehr, wie noch nie zuvor. Und wie sehr ich wieder auf die Bühne will, um meinen Klang mit der Welt zu teilen. 2023 wird es soweit sein. Ich bin mir sicher.


Das liebe Thema Geld


Let's talk about money. Wow, ist das ein Tabu-Thema. Gerade in der Musikbranche wird viel zu wenig darüber gesprochen... aber gerade diese Woche hörte ich zum 100. Mal folgenden Satz: "Und davon kann man leben??" Ich hab mir über die Jahre auch den ein oder anderen Glaubenssatz angeeignet. Willst du einen kleinen Einblick in meinen Kopf? "Musik ist eine brotlose Kunst" "Mit Gesang kann man nicht wohlhabend werden"

"Eine Frau ist nicht finanziell erfolgreich"

"Für Musik und Gesang geben Menschen kein Geld aus." "Für Geld muss man schwer Arbeiten" (sowieso: Arbeit muss schwer sein) Im letzten Jahr, also 2021, war ich nach der Corona Zeit vollkommen geschockt, als ich die Zahlen der KSK (Künstlersozialkasse) sah, und las, wie wenig Künstler*innen im Durchschnitt verdienen. Puh...das tat weh. Ich wollte zu dieser Gruppe überqualifizierter, aber unterbezahlter Menschen, nicht mehr dazugehören. Ich wollte keine Angst mehr haben, Preise mit Veranstaltern zu kalkulieren, wollte keine Konzerte für 150€ (brutto!) mehr singen, weil ich insgeheim wusste: unsere Kunst, das was wir geben, die emotionale Tiefe die Menschen bei uns suchen - das ist etwas wert! Das was wir tun ist wertvoll. Mein Vater sagte vor ein paar Jahren mal: "Der Eintritt zu eurem handgemachten, qualitativ hochwertigen Konzert, kostet weniger als eine Pizza und ein Bier zusammen. Irgendwas stimmt da nicht..."


Recht hatte er. Und so begann ich, mich Anfang des Jahres mit meiner Einstellung zu Geld, meine Money Mindset auseinanderzusetzen, mit Hilfe von Julia Lakaemper. Das war teilweise ganz schön unangenehm, was da für Gedanken hochkamen, wovor ich Angst hatte, und vor allem: was ich mir alles nicht erlaubte, weil ich ja eine "arme Künstlerin" bin. Ein paar Monate später sieht das ganz anders aus. Ich weiß, dass meine Arbeit einen hohen Wert hat, dass Kunst wertvoll ist und Geld kosten darf, dass ich mir erlauben kann, viel Geld zu verdienen und dass mir dadurch keine Gefahr droht, ganz im Gegenteil.

Ich wähle ganz bewusst aus, mit wem ich arbeite, und unter welcher Honorargrenze ich das Haus nicht mehr verlassen, weil meine Arbeit mir zu wertvoll ist, und ich mich selbst nicht mehr unter Wert verkaufen will. Das was wir Musiker den Menschen schenken können, im Unterricht, im Coaching und auch im Konzert, ist so kostbar. Und seitdem ich meine Arbeit wie ein Business sehe, ein Unternehmen, mich selbst als Unternehmerin fühle, gehe ich anders in Gagenverhandlungen, Preiskalkulation, etc. In der Hochschule hatte ich, wie so viele andere, nur gelernt, alles mitzunehmen was ich kriegen kann. Das Hamsterrad lief unaufhörlich, ich habe vor der Corona Krise ca. 90-95 Konzerte im Jahr gesungen. Wie soll man dabei gesund und munter bleiben, Freude an der Arbeit haben, und vor allem: wie soll man da Kunst erschaffen? Wenn man immer nur im Mangel steckt, von Gig zu Gig rennt, von einer Probe in die nächste stolpert? Wie soll man da Künstler*in bleiben? Raum empfinden? Und ein besonderes Konzerterlebnis erschaffen?


Ich weiß, dass Geld für viele Künstler*innen immer noch ein riesiges Thema ist, über das zu wenig gesprochen wird. Mit meinen Leuten arbeite ich daran, für ihren Wert einzustehen, kalkulieren zu lernen, das Geld-Thema anzugucken und sich selbst ein Leben mit finanzieller Freiheit zu ermöglichen. Das ist mein Teil, den ich tun kann in dieser Branche.



Launch von 3 Online-Blattsing-Kursen


Im Dezember 2021 ereilte mich eine verrückte Idee, ehrlich gesagt, weil ich in zahlreichen Proben total frustriert war. Sowohl in Gruppen, bei denen ich Stimmbildung machte, als auch bei meinen eigenen Ensembles. Immer wieder kam mir der Satz entgegen "Aber wir sind doch keine Profis". Das höre ich vor allem von Sänger*innen, die schon seit 20 oder mehr Jahren im Chor singen, und die Basis trotzdem nicht können.


Puh... wie sehr ich diesen Satz nicht mehr hören kann. Ich hab trotzdem häufig nur müde drüber lächeln können. Gehen Laien wirklich davon aus, dass Blattsingen der einzige Unterscheid ist zwischen Profis und Laien, und man das als Laien nicht können muss oder möchte? Oder war das nur eine müde Ausrede? Ich habe innerlich zumindest immer mit den Augen gerollt... Ende 2020 habe ich dann eine Fortbildung meiner Kollegin Constanze Pitz besucht, die ihre Methode "Sing die Hand" vorgestellt hat, von der ich von Anfang an begeistert und überzeugt war. Ich habe mit dem Jazzchor der Uni Köln darüber gesprochen und erzählt, dass ich für sie gerne so einen Kurs in den Semesterferien anbieten würde. Ich mag dieses "ungenutzte" Semesterpause nicht, und wollte gerne ein Angebot schaffen, das über die reguläre Probenarbeit hinaus geht. Und so starteten wir mit 24 Teilnehmer*innen im Januar 2022 den Blattsingkurs für die Uni, arbeiteten in Kleingruppen am räumlichen Denken, innerer Ton-Vorstellung und praktischer Umsetzung von Melodien vom Blatt in die Stimme.

Ich habe den Kurs erweitert mit Workshops zu den Themen Theorie, Gehörbildung, Harmonielehre und Rhythmus. Mein lieber Kollege Jan-Hendrik Herrmann hat den Rhythmus Part übernommen, und übte mit den Teilnehmer*innen mit Hilfe von Konnakol, einer Ryhthmussprache, Groove und die Basic-Rhythmus-Elemente. Je weiter der Kurs fortschritt, desto mehr führten wir die Elemente, die wir zu Beginn isoliert geübt haben, zusammen. Knoten im Kopf...

Ich vergleiche das gerne mit Bach üben am Klavier. Man übt die rechte Hand alleine - super. Man übt die linke Hand alleine - super. Dann setzt man beides zusammen und denkt "Mist... wieder von vorne anfangen". So ging es meinen Teilnehmer*innen auch. Je mehr wir die Elemente zusammensetzten, desto mehr Frustration kam auf. Zumindest zu Anfang. Aber auch hier gilt das Motto: Üben hilft. Und nach und nach löste sich Knoten um Knoten auf, meine Sänger*innen wurden schneller im Auffassen und Umsetzen, und vor allem mutiger, vor anderen Menschen zu singen. Eine kleine Gruppe fortgeschrittener Sänger*innen löste sich am Schluss des Kurses vom räumlichen Denken in Dur und Moll und traute sich in die Gefilde der atonalen Musik. Es war großartig!

Am Schönsten war es für mich zu sehen, wir sehr das Miteinander durch den Kurs wuchs. Alle feuerten sich gegenseitig an. "Fehler" waren mehr oder weniger egal, wir konnten alle über uns selbst lachen, miteinander ins Schwitzen geraten, geduldig miteinander sein, Tagesform akzeptieren aber vor allem: Erfolge und Fortschritt teilen. Der Kurs ging zu schnell vorbei. 10 Wochen gingen rasend schnell vorbei, und alle wollten gerne tiefer gehen, noch mehr verstehen. Sie hatten Blut geleckt. ;) Die erste Probe nach der Semesterpause und dem Blattsingkurs war atemberaubend. So viele der Teilnehmer*innen kamen danach zu mir und sagten:

"ALLES IST ANDERS. Das ist ja total verrückt." "Die Noten ergeben plötzlich Sinn. Ich verstehe, was ich da tue." "Jetzt weiß ich auch, was du mit deinen Ansagen meinst" "Krass, ich bekomme total mit, was die anderen machen." "Ich muss nicht mehr raten, sondern sitze ganz sicher im Sattel" Grund für mich, den Kurs auch außerhalb der Uni anzubieten. Im Frühjahr habe ich dann einen ganz offiziellen Kurs gelauncht. Beim Schnupperworkshop waren über 100 Teilnehmer*innen angemeldet, das war ein unglaublicher Erfolg und zeigt mir einmal mehr, wie groß das Bedürfnis da ist, sich in der Musik sicherer bewegen zu können und die Sprache zu lernen, in der wir uns als Sänger*innen, ob Profi oder Laie, ständig bewegen.


Und eine dritte Runde gab es auch schon, wieder für die Sänger*innen der Uni Köln, dieses mal für beide meiner Chöre dort. (Ich leite den Jazzchor der Uni Köln, und den Frauenchor OneVoice.)


Und im kommenden Jahr erfülle ich dann endlich auch den Wunsch einiger Kolleg*innen, die mich aufgrund meiner Sichtbarkeit mit dem Kurs auf Social Media schon so oft angesprochen haben, und biete einen Kurs an, der ausschließlich für Profis ist. So so viele Sänger*innen können entweder gar nicht oder nur mühsam vom Blatt singen, oder aber gar keine Noten lesen. Die Profi Variante meines Kurses. Diesem Analphabetismus möchte ich gerne entgegen wirken, will Sänger*innen helfen, sich sicher und empowered zu fühlen in der Musik, sodass der Arbeitsalltag einfacher wird, sie Zeit und Nerven (und Geld für Korre) sparen und endlich vorsingen gehen für feste Jobs oder spontane Einspringer annehmen können. Man lernt viel im Studium, aber für vieles ist eben auch kein Platz oder keine Zeit. Ich nehme mir die Zeit und helfe den Profis, noch sicherer zu werden, und die Sprache zu sprechen, mit der sie jeden Tag arbeiten.



Hinter den Kulissen


...war viel los. Eine Person hat mich dieses Jahr durchgängig begleitet, mich gecoacht, Raum gehalten, an mich geglaubt, auf meine große Vision mit mir hingearbeitet, und jeden kleinen Erfolg auf dem Weg für mich und mit mir gefeiert. Als ich die Stelle an der Uni angetreten habe wusste ich: die musikalische Arbeit wird mir leicht von der Hand gehen. Aber alles, was Führung angeht, Gruppendynamik, Kommunikation, Organisation - das ist der eigentliche Knackpunkt, der mir Bauchschmerzen bereitet. Meine Freundin und Kollegin Jenni Reineke bietet Leadership Coaching für weibliche Führungskräfte in der Chorszene an. Oh hell yes. Wir haben das gesamte Jahr zusammen gearbeitet, gelacht, geweint, sind gemeinsam gewachsen. Ich bin dir, Jenni, so unglaublich dankbar für die Arbeit, die du tust, dass du immer an mich glaubt, dass du immer die richtigen Worte findest, dass du hinter meine sehr intakte Fassade blickst und mich ermutigst, für mich und meine Werte, meine Arbeit und für mich selbst einzustehen. Ich liebe deine Arbeit, und dich sowieso.





Endlich das 1. Konzert an der Uni


Nach zweieinhalb Jahren habe ich endlich mein Debut an der Uni gegeben. Aber lass mich von vorne beginnen.


Den Lehrauftrag an der Uni habe ich im Oktober 2019 angetreten. Dort habe ich zwei Chöre übernommen, die seither unter meiner Leitung singen, den Jazzchor der Uni Köln sowie den Frauenchor OneVoice. Mit beiden Ensembles habe ich das 1. gemeinsame Konzert mit mir vorbereitet, dass am 15.01.2020 stattfinden sollte. Ich wurde leider krank, sodass wir das Konzert verschieben mussten. Neuer Konzerttermin: 29.04.2020 Wir ahnten alle nicht, dass uns eine Pandemie bevorstand, die die ganze Welt, und vor allem das Chorsingen, vollkommen auf den Kopf stellen würde... Am Mittwoch, den 04. März 2020 begannen wir nach kurzen Semesterferien wieder mit den Proben, bevor das Semester im April wieder losgehen würde. So hatten wir noch ein wenig mehr Anlauf gehabt, um das verschobene Konzert gründlich vorzubereiten. Am Freitag derselben Woche dann die Nachricht: Lockdown. Ich erspare dir die Infos zum digitalen Sommersemester, zum quasi nicht vorhandenen Wintersemester, usw.


Im Wintersemester 21/22 habe ich mit dem Jazzchor dann wieder in Präsenz geprobt, auf großem Abstand, mit tagesaktuellem Test, teilweise mit Maske. Das nächste Konzert wurde geplant, und Anfang Januar 2022 erneut abgesagt... Omikron war zu ansteckend. Weder Publikum noch Chor sollten sich diesem Risiko aussetzen. Im Sommersemester 22, also ab April, hatte ich wieder genügend Kraft, mit beiden Chören zu arbeiten und zwei Proben an einem Abend hintereinander nicht nur durchzustehen, sondern mit Energie, Musik und Freude zu füllen. Probenwochenenden, Singen ohne Abstand und nahezu ohne Ansteckung - es fühlte sich großartig an. Zu beiden Chören, die sich für mich auch nach fast zwei Jahren immernoch "neu" anfühlten, habe ich Verbindungen aufgebaut, mit den Sänger*innen in Kontakt gegangen, gelacht, geweint, gejubelt und vor allem: gesungen! Am 11.5. Mai dann das Wunder, an das ich fast den Glauben verloren hätte: EIN KONZERT! Unter dem Titel "fragile" hat der Jazzchor der Uni Köln ein wundervolles Konzert auf die Beine gestellt. Die Zeit davor war vor allem bei mir von Selbstzweifeln geprägt. Über die zwei Jahre hatte sich bei mir so viel Spannung aufgebaut, so viel vermeintlicher Erwartungsdruck... was hatte ich eine Angst. Diese Aufregung kannte ich nicht mehr von mir, weil ich sie beim Singen schon so überwunden habe und ablegen konnte. Nun aber in der Rolle als Dirigentin, verantwortlich für rund 70 Sänger*innen, war mir im Vorhinein anders zumute.


Foto by Christian Palm von Grauwertartist

Und was soll ich sagen: Es war so schön! Allein der Anfangsapplaus, als wir auf die Bühne gingen, tat so unfassbar gut. Dieses Geräusch und das damit verbundene Gefühl hatte ich so sehr vermisst!! Seit mehr als 20 Jahren stehe ich regelmäßig auf der Bühne, zwei Jahre lang haben mir die großen und kleinen Konzerte so gefehlt. Und an dem Abend waren schätzungsweise 700 Menschen im Publikum. Es war herrlich! Vor allem der Titelsong "fragile" von Sting lag mir besonders am Herzen. Ich hab gespürt, dass meine Sänger*innen mir vor allem bei diesem Stück alle Energie und Liebe schickten, die sie konnten. Der Moment macht mich auch jetzt noch stolz! Ein zweites Konzert folgte ziemlich bald darauf! "Human Heart" - wieder ein Titel, der wie "fragile" total in diese Zeit passt.

Dieses Mal war auch der Frauenchor OneVoice soweit, die Bühne zu stürmen und die Frauen haben einen wundervollen ersten Auftritt hingelegt. (Sneak peak: mittlerweile haben wir fast doppelt so viele Sänger*innen, der Klang hat sich unfassbar weiterentwickelt, ich bin in jeder Woche entzückt und beseelt von ihrem Sound! - Am 18.01.23 könnt ihr sie hören!!


Dieses Konzert war ganz anders, als das erste. Ja, ich war weiterhin aufgeregt, aber meine Zweifel waren vollkommen verflogen, das Vertrauen in mich aber auch in meine Sänger*innen war viel größer!! Dieses Mal waren viele viele Freunde, Bekannte und meine Familie im Publikum und ich freue mich so sehr, über so viel Rückenwind und Support. Das Highlight für mich an dem Abend: mein ehemaliger Professor, Stephan Görg war da, der das Arrangement zu "fragile" geschrieben hat, das ich selbst in meiner Studienzeit zahlreiche Male bei der Voc.Cologne und bei anderen Gelegenheiten gesungen habe. Er ist, wie ich, jemand, der Pop&Jazz und Klassik verbindet, der Grenzen sprengt, der Verbindungen schafft. Stephan ist einer der Menschen, die mich in meiner musikalischen Entwicklung am meisten geprägt haben, weil er Musik lebt und atmet, mit jeder Faser, die er hat. Seine lobenden und anerkennenden Worte nach dem Konzert zu hören, war so unfassbar schön für mich. Nicht, weil ich danach gesucht habe, sondern weil sich für mich in dem Moment ein Kreis geschlossen hat. Ich war so stolz auf unsere Version von fragile, der Song wird für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen tragen, vor allem, wenn ihn "meine" Sänger*innen vom Jazzchor der Uni Köln singen. Und wenn einige meiner Leute diesen Artikel lesen: danke, dass ihr diesen Moment im Konzert für mich so besonders gemacht habt. Ich freue mich so sehr mit euch zu arbeiten!!



Foto by Christian Palm von @grauwertartist


Ich habe wieder mit dem Unterrichten angefangen


2021 war das bisher schwerste Jahr meines Lebens, aufgrund meiner gesundheitlichen Beschwerden. Ich habe für 6 Monate komplett aufgehört zu unterrichten, um mich um mich und meine Gesundheit zu kümmern. Mein Leben neu zu sortieren.



Angefangen habe ich wieder im September 2021, mit gerade mal 3 Schülern. Damals dachte ich, ich schaffe es nicht, 3 Stunden Unterrichten durchzuhalten. Ich wusste nicht, wie ich mich auf dem Klavierhocker halten soll, so lange "still" zu sitzen, den Raum für jemand anderen zu halten, wo ich doch mich selbst nicht halten konnte.


Sukzessive habe ich meine Unterrichtstätigkeit wieder aufgebaut, habe aber eine ganz klare Grenze gezogen, wen ich unterrichten will, und wen nicht. Das hört sich auf den ersten Blick für viele Musiker*innen vielleicht hart an. Aber nur weil ich etwas tun kann, heißt das ja noch lange nicht, dass ich etwas tun muss.


Ich habe mich letztes Jahr viel beschäftigt mit unterschiedlichen Zonen, dem Unterschied zwischen Zone of Competence, Zone of Excellence und Zone of Genius. Vielleicht hast du davon auch schonmal gehört? Es geht vor allem darum, wann ich meine beste Arbeit mache, wann etwas nicht mehr anstrengend ist, sondern so leicht, dass es sich wie fliegen anfühlt. Ich beschäftige mich weiterhin damit, und komme der Zone of Genius immer näher (mehr dazu im nächsten Abschnitt).

Klar war aber, das meine Zone of Excellence beim Unterrichten darin besteht, fortgeschrittene Laien-Sänger*innen und Semiprofis zu unterstützen. Menschen, die schon super singen, aber sich mehr Tiefe, mehr Wissen, mehr Kompetenz und mehr Leidenschaft wünschen. Außerdem haben alle meine Schüler*innen bestimme Charaktereigenschaften, ich suche sie ganz bewusst danach aus.

Und so habe ich in diesem Jahr mein Unterrichten wieder langsam aufgebaut, man kann sich auf Plätze bei mir bewerben, und wir schauen in einer Probestunde, ob es ein Match ist. Und das, was ich früher für vollkommen verrückt gehalten hätte, ist jetzt wahr: ich bin ausgebucht, und arbeite nur noch mit Leuten, die wirklich zu mir passen. Ich kann dir gar nicht sagen, was das für eine riesige Freude ist! Ich liebe alle meine Schüler*innen, alle Stimmen, und keine Stunde ist langweilig, ich gucke nicht auf die Uhr, könnte Stunden weiterarbeiten, ohne müde zu werden. I love it.


Und an meine Schüler*innen: ich bin so stolz auf euch alle! Jede*r von euch hat so riesige Fortschritte gemacht dieses Jahr, es ist eine Freude, euch dabei begleiten zu dürfen. Ich bin dankbar für euer Vertrauen meiner Arbeit und mir gegenüber. Ich liebe es, mit euch zu arbeiten! Auf ein neues in 2023! ❤️


(Another disclaimer: ich nehme momentan leider keine neuen Schüler*innen in meine Klasse auf, weil ich restlos ausgebucht bin. Es gibt allerdings eine Warteliste, bzw. Vorfreude-Liste, auf die man sich setzen kann, wenn man zu einer Probestunde bei mir war und wir uns beide die Zusammenarbeit vorstellen können.)